6. Woche Outback

14.11.2022

 

Die Nacht war wieder sehr nass, es regnete ohne Punkt und Komma. Toll war das wahrlich nicht. Es drohte sich schlechte Laune an, doch als wir pitschnasse Kängurus über den Platz hüpfen sahen, ging es wieder. Wir beschlossen uns den Tag durch das miese Wetter nicht versauen zu lassen.

Eigentlich sollte unsere Fahrt heute nur bis Hamilton gehen, doch als wir das Städtchen erreicht hatten, hielt sich unsere Begeisterung in Grenzen, es war kalt, es nieselte oder regnete ohne Ende. Im Info-Center hatten wir uns nach Heizlüftern erkundigt und bekamen ein paar Geschäftchen genannt, einer war ein Campingzubehörladen, der aber wie ein Kruschtelgeschäft wirkte und bekamen noch Bannings genannt, der sicherlich noch welche hätte. Doch dem war nicht so, die Dame in dem Laden meinte, es wäre jetzt „Sommer“ in Australien und da gäbe es nur Air Condition und andere coole Lüfter. Wir waren mehr als frustriert, denn die kommenden Nächte sollen alles andere als warm werden.

Das schlechte Wetter hielt die ganze Strecke an, überall war Wasser, auch dort, wo es eigentlich nicht hingehörte.

Die gesamte gefahrene Strecke war mit mehr oder weniger Regen versehen, die armen Schafe sahen durch den ganzen Matsch und die nassen Weideplätze sehr schmuddelig aus, die schöne cremefarbene Wolle war total eingesaut. Wir fuhren an einer Verladestation vorbei, wo sehr viele Schafe darauf warteten verladen zu werden, es waren sehr, sehr viele, dicht gedrängt.

In Macarthur legten wir einen kleinen Zwischenstopp ein, kochten uns eine heiße Brühe und beobachteten dabei die Vorbereitungen für eine Beerdigung, der Himmel weinte schon heftig.

Unsere Route wurde fortgesetzt, Hamilton war von der Liste gestrichen und jetzt war Port Fairy unser Ziel. Hier waren wir schon vor etlichen Jahren mit Christel, als wir über Great Ocean Road fuhren. Port Fairy ist ein entzückendes kleines Hafenstädtchen. Doch allzu viel konnten wir wieder nicht betrachten, es regnete immer wieder.

Unsere Webseite können wir auch nicht gestalten, da der Internetzugang einfach mangelhaft ist. Das Info-Center hatten wir noch einmal aufgesucht, um wenigstens eine kurze Info in Net stellen zu können, dass wir wohl oder über die nächsten beiden Tage mehr oder weniger offline sein werden.

Wir hoffen nun auf wirklich besseres Wetter für morgen, es wäre schön, wenn es mal nicht regnen würde, sonst geht unsere Laune wirklich gegen Null.

 

15.11.2022

 

Die Nacht war sehr kalt und mal wieder regnerisch. Zum Glück waren wir zu müde, um schlechte Laune zu bekommen.

Nach dem Morgenkaffee machten wir uns warm und regensicher verpackt auf den Weg, um Griffiths Island zu erobern. Dies wurde durch einen guten Fußweg ermöglicht, der früher wohl ein Holzsteg gewesen sein muss. 

Die Insel war einst eine Walfangstation und ist jetzt ein Naturschutzgebiet und bekannter Brutplatz für die Sturmtaucher, die hier in großer Anzahl brüten. Diese Vögel, Shearwater oder auch Mutton Birds kommen ab September wieder zurück in ihre Brutgebiete, die im November erreicht werden. Nach der Brut ziehen sie viele Tausende von Kilometer bis in den Norden und wurden auch schon im Bereich der Nordsee beobachtet.

Kängurus hüpften über die Insel und ließen uns schmunzeln. Wir konnten noch einen sehr schönen Leuchtturm bestaunen. 

Das Meer tobte regelrecht an der Küste und türmte ordentliche Wellen auf, der Wind blies heftig, nein sehr heftig, aber es war ein sehr schöner Spaziergang. Die Kraft des Meeres war beeindruckend und zugleich schaurig schön.

Der eigentliche Weg sollte ganz um die Insel führen, was jedoch bei Flut nicht ohne Kletterei und ggf. mit nassen Füßen vonstatten gehen wird. Wir hatten es nicht ausprobiert.

Anschließend wurde noch der kleine Hafen durchstromert, viel los war aber nicht und danach nahmen wir zum Lunch Baramundi und Chips, lecker.

Eigentlich hatten wir noch einen Heizlüfter erhofft, doch dem war nicht so. Also wird weiter gefroren.

Morgen geht es wieder weiter nach Port Campbell.

 

16.11.2022

 

Die Nacht war wieder verdammt kalt und wir werden heute versuchen einen Heizlüfter zu bekommen, denn die Heizung im Camper ist sehr laut, wir hatten sie schon vor 6 Uhr in Betrieb genommen und dann war an weiterschlafen nicht mehr zu denken. Also quälten wir uns aus den Federn und versuchten mit guter Laune in den Tag zu starten. Nahmen Abschied und hatten noch die schwarzen Schwäne, heute sogar mit Jungschwänen, gesehen.

Die Fahrt war wieder sehr nass, es regnete mal wieder, ich kann weder das Wort Regen noch die trommelnden Tropfen auf dem Autodach leiden, so langsam ist Schluss mit Lustig. Das Wort Regen wird aus meinem Wortschatz gestrichen.

Wir durchfuhren Warnambool, eine doch recht große Stadt. Wir hatten auch hier nach Heizlüftern geschaut, wie immer ohne Erfolg, dafür hatte ich eine schöne warme Decke gekauft, die eine wärmere nächste Nacht verspricht, hoffentlich.

Unsere erste Pause auf der Great Ocean Road war am Lookout Bay of Island, es war wieder ein unbeschreiblicher Eindruck, einfach nur schön und atemberaubend. Der zweite Ausblick an der Bay of Martyrs genauso super. Wir konnten The Grotto und die London Bridge betrachten, die vor etlichen Jahren vom Festland abgebrochen war. Es ist einfach nur toll, diese Naturwunder sehen zu können, wer weiß wie lange noch man sie noch bewundern kann.

Ich weiß eigentlich nicht mehr genau, wann wir mit Christel hier unterwegs waren, aber wir hatten sie in Gedanken immer dabei. 

Den Spot The Arch konnten wir nicht betrachten, die Zufahrt war gesperrt. Also steuerten wir den Campground in Port Campbell an und buchten uns für die beiden kommenden Nächte ein. Der Platz ist scheinbar sehr gefragt, denn alle Camper von der Strecke bevölkern nach und nach die Stellplätze.

Das beste ist, dass die Duschen Heizstrahler haben und es nicht zieht und viele Häschen auf dem Platz unterwegs sind, einfach possierlich, die kleinen Mümmelmänner/frauen. Morgen werden wir Port Campbell erkunden und die Zwölf Apostel betrachten.

Wir bedanken uns für die lieben Kommentare und Sonnentanzversuche, heute hatte es zum Teil funktioniert, aber die Nacht soll wieder freezy werden. Liebe Grüße nach Hause, bleibt schön gesund und wir freuen uns auf weitere Kommentare. Alles Liebe von uns.

 

Achtung viel Text und Bilder  

 

 

17.11.2022

 

Der Kauf der neuen kuscheligen Decke hat sich bezahlbar gemacht, wir haben wunderbar schlafen können, ohne zu frieren, es war ein tolles Gefühl und Erlebnis, da wir ja etliche kalte Nächte hinter uns haben.

Heute standen die restlichen Sehenswürdigkeiten der Great Ocean Road auf der Tagesordnung. Zunächst wurden die „12 Apostel“ angesteuert, die durch die Morgensonne wunderschön angeleuchtet wurden. Bis 1922 trugen sie den Namen „The Sow & Piglets“, übersetzt die Sau und ihre Ferkel. Aus ästhetischen Gründen wurden diese dann in die „Zwölf Apostel“ umbenannt.

Es wird davon ausgegangen, dass einige Kalksteinriesen sich auflösen, was ja auch schon geschehen ist oder einstürzen, da die Steilküste zudem jedes Jahr um ca. 2cm von den Wellen ausgewaschen wird. Eigentlich ist es offensichtlich, dass die verbliebenen Apostel nicht für die Ewigkeit hier stehen werden. Was eigentlich sehr schade sei, denn diese Schönheit sollte schon erhalten werden. Es sollen aber wohl in Zukunft weitere Kalksteinfelsen entstehen.

Sehenswert sind die verschiedenfarbigen Schichten von orange bis gelb oder braun, die die Felsen durchziehen und einen tollen Kontrast bilden, auch die Gesteinsoberflächen von rau bis total glatt.

Wir streben jetzt die Gibson Steps an, d.h. 86 Stufen, nass und sehr hochstufig, also für Leute mit Hüftproblemen nicht geeignet, hinab zum Strand. Es wird uns ein unglaublicher Blick auf die gigantische Felsformation geboten sowie eine recht finstere Regenwolke, die sich auch spontan über uns entleerte, aber nur sparsam. Der Aufstieg wurde ohne Wenn und Aber unverzüglich in Angriff genommen, was natürlich nicht so flott vonstatten ging, die eine oder andere Pause musste einfach sein.

Danach steuerten wir die Loch Ard Gorge an, die hier 1878 vor dem Ende einer dreimonatigen Schiffsfahrt von Großbritannien nach Melbourne im Nebel auf Grund lief. Von insgesamt 54 Menschen an Bord, Passagiere und Besatzung, überlebten nur zwei Personen. Ein Schiffsjunge und eine Irin, beide 18 Jahre alt. Der Schiffsjunge wurde an Land gespült und die Irin auch, nachdem sie wohl über 5 Stunden geschwommen sein soll. Der Schiffsjunge holte sie aus dem Wasser, nachdem sie an Land gespült wurde und um Hilfe rief. Wir hatten doch tatsächlich einen ordentlich großen Echidna sehen, können, der seine Nase bzw. seinen langen Schnabel in ein Ameisennest versenkte, um seinen Magen mit Ameisen zu füllen.

Der steinerne Bogen, der Island Archway, stürzte 2009 ein und die beiden verbliebenen Felsenpfeiler heißen seitdem „Tom“ und „Eva“, den einzigen Überlebenden der Schiffskatastrophe.

Von allen Ertrunkenen wurden nur vier aus dem Wrack geborgen und auf dem kleinen Friedhof hier beigesetzt. Es existiert aber eine Gedenktafel für die anderen Opfer und auch Gräber der frühen Siedler, die hier lebten.

Der Blick auf den Razorbackfelsen bot eine unglaubliche Sandsteinfelsformation, durch Wind und Erosionen auf der gesamten oberen Kante scharfe Kurven und Linien, eine einzigartige Schönheit.

Am frühen Nachmittag war unsere Tour für heute beendet, Norbert jagte den kleinen Mümmelmännern-/Frauen hinterher. Nun wurde der weitere Verlauf geplant, in gut 14 Tagen werden Christel und Wolf uns entgegenkommen und dann findet wohl eine mordsmäßige Begrüßung statt. Christel hatten wir 2018 in Auckland für ein paar Tage gesehen und Wolf zuletzt 2015, da sind auch einige Coronajahre ins Land gegangen.

Die Sonne war heute häufiger zu sehen und zu spüren als die vergangenen Wochen. Mal schauen, ob es uns morgen mal ohne Regen gelingt bis zum Kennett River zu kommen, wo wir damals so viele Koalas in den Bäumen erleben und sehen konnten, drückt uns bitte die Daumen.

Wir werden für heute den Tag so sachte abschließen und wünschen euch einen schönen Tag mit lieben Grüßen.

 

18.11.2022

 

Die Nacht war mal wieder arg kalt, 7 Grad! und wir wurden auch noch kurz vor 4 Uhr von Katwarn über den Ausfall von dem Mobilnetz von O2 bundesweit (Deutschland) energisch geweckt und dann noch einmal mit der Entwarnung. Das hat uns natürlich sehr interessiert, wenn man auf der anderen Hälfte der Weltkugel ist.

Zum Abschied fuhren wir noch einmal bei den Twelve Apostels vorbei, doch die Sicht, die geboten wurde, war nicht so gut, hatten gestern bessere Sicht. Der Abschied fiel also nicht allzu schwer. 

Das Wetter ist sehr schön und sonnig, als wir über Princetown, Lavers Hill Richtung Apollo Bay fuhren, es ging bergauf und bergab, mit vielen Baustellen, teils mit Ampeln geregelt, was natürlich viel Zeit kostete. Irgendwann erreichten wir die Küstenregion und konnten endlich kräftig durchatmen.

Apollo Bay begrüßte uns mit vielen Touristen und einer Wiese voller Galahs, die genüsslich ihre Körnchen, welche auch immer, aus dem Gras pickten. Eine kurze Stippvisite am Strand ließ uns bald wieder ins Auto steigen, der Wind war doch sehr heftig und nicht wirklich angenehm.

Am späten Mittag erreichten wir den Family Campground am Kennett River, der sich im Laufe der Jahre doch arg verändert hatte. Warum auch nicht.

Die Koalas sollen am Abend kommen?, ich glaube, das hatten wir vor ein paar Jahren anders erzählt bekommen. Doch einen konnten wir völlig entspannt in einer Astgabel sitzen sehen, wenigstens einen. Dafür bekamen wir Besuch von King Parrots und Kakadus. Dass ich einen Vogel habe ist ja bekannt, aber dass er so schön aussieht und auf meinem Kopf Platz nimmt, war schon bemerkenswert.

Eigentlich hatten wir zwei Nächte geplant, aber der Platz ist uns einfach zu teuer. 60 Au $ pro Nacht und dazu eine ordentliche Anzahl von unzähligen sich kennenden Familien mit einer stattlichen Anzahl von Kindern. 

Morgen geht es weiter Richtung Nordosten nach Ballarat.

Gerade gab es eine Unwetterwarnung, es muss mit schweren Gewittern und starken Stürmen gerechnet werden, die bis in den Samstag hinein toben sollen. Na prima, es bleibt uns aber nichts erspart.

Liebe Grüße an alle zu Hause.

 

19.11.2022

 

Die Unwettervorhersage hat sich nicht bestätigt, zum Glück, es war aber trotzdem sehr kalt.

Wir verließen den Kennett River Park, Koalas waren leider keine zu sehen, kein Wunder bei dem Gedöns durch das Treffen unzähliger Familien, auch ich wäre nur zu gerne Auf und Davon. Es regnet recht heftig, was beim Befahren der unzähligen Serpentinen nicht gerade toll war. Zwischendurch waren etliche Baustellen, vorzugsweise an Brücken, die wohl einige Schwachstellen aufzuweisen hatten und das nicht nur dort, auch viele Straßen hatten richtige Krater, die zu durchfahren besonders vergnüglich war. Auf der gesamten Strecke trafen wir auf Radfahrer, die sich wohl auf ein Radrennen, das Anfang Dezember stattfinden soll, vorbereiteten.

Eine Umleitung führte uns sonst wohin, wir verloren ein wenig die Orientierung, auch das Navy. Wir hatten einen mörderischen Umweg wegen einer eingestürzten Brücke und deshalb gesperrter Straße.

Irgendwann am frühen Nachmittag hatten wir unser Ziel, Ballarat, erreicht, mal wieder ohne Erfolg auf einen Heizlüfter, doch hatte es endlich aufgehört zu regnen und die Sonne kam, etwas sparsam zwar, zum Vorschein.

Der Campingplatz ist nicht schlecht, aber ziemlich teuer, dafür sind die Sanitäranlagen beheizt, sogar der Fußboden der Duschen, das war sehr angenehm.

Bilder gibt es heute wenige, dafür liebe Grüße in die Heimat, bis bald.

 

20.11.2022

 

Wir hatten mal wieder eine kalte und zudem laute, durch eine Megaparty auf dem Campground, Nacht, dazu noch reichlich Regen. Irgendwann standen auf der Wiese hinter unserem Camper mindestens 9 Autos und 5 Zelte, aber im Miniformat, und leicht angezogene Girlies, also partygerecht, was bei mir Gänsehaut erzeugte. Das Ganze hörte dann ab 2 Uhr so nach und nach auf und die Partygäste krabbelten in ihre kalten Zelte, die Schuhe blieben aber vor dem Zelt und waren dementsprechend nass.

Wir besuchten heute Sovereign Hill, ein Open Air Museum. Hier wurden die ersten 10 Jahre nach dem Beginn der Goldsuche 1851 dargestellt, indem über 60 Gebäude nachgebildet wurden. Die gesamte kleine City ist voller „Statisten“ in Originalkostümen, die angesprochen und auch befragt werden können.

In der Red Mile Mine wurde viel über die Schwierigkeiten bei der Goldsuche und der Entdeckung des Welcome Nugget, der ein Gewicht von 69 kg hatte, zu 99,2 % aus reinem Gold war und in einer Tiefe von 60 m damals gefunden wurde. Der Wert soll bei über 3 Mio. Dollar liegen.

Sah ganz nett aus.

In den nachgebildeten Häuschen, Geschäften und Werkstätten fanden sich antike Handels- und Warengüter und die „Statisten“ zeigten die damaligen unterschiedlichen Gewerke.

Wir konnten bei der Bonbonherstellung zuschauen und ich glaube, einigen Zuschauern lief das Wasser im Mund zusammen.

Im Napier Hotel, sehr anschaulich nachgebildet, hatten wir dann eine Kürbissuppe, die sehr gut schmeckte und das mittlerweile eingesetzte Hungergefühl befriedigte.

Wir verschlenderten einige Stunden dort und Norbert versuchte es mit Goldschürfen und fand sogar ein kleines Stückchen, was aber sicherlich Blattgold war, doch es ging leider verloren.

Das chinesische Viertel, das eigentlich in der Goldgräberstory nicht fehlen darf, wird derzeit überarbeitet und restauriert. Schade.

Wieder auf dem Campground wurde die morgige Strecke geplant, es soll nach Tooradin gehen. Vielleicht sogar nach Phillip-Island.

Liebe Grüße in die verschneite Heimat, wir erwarten heute Nacht -1 bis 4 Grad!!!!